Wir alle sind es als Verbraucher gewohnt, sehr spezifisch nach Produkten zu suchen und unsere Erwartungshaltung entsprechend an den Händler zu übertragen. Ein wesentlicher Impuls für diese Entwicklung, die vor knapp zwei Jahrzehnten ihren Anfang nahm, war das Segment des E-Commerce. Durch digitale Verknüpfung sind wir in der Lage, zeit- und ortsunabhängig genau das nachzufragen, was wir benötigen – die Produktvielfalt steigt dementsprechend fortlaufend, v.a. im Lebensmittelbereich sowie dem stationären Einzelhandel.
proLogistik erläutert den Begriff „Retail“ und zeigt Ihnen im Kontext der Intralogistik, welche Veränderungen sich dadurch zwangsläufig ergeben.
Der englische Begriff „Retail“ steht klassischerweise für den Einzelhandel, Kunde ist in diesem Zuge der Endverbraucher. Je nach Kontext wird „Retail“ aber auch differenziert verstanden, beispielsweise im Real-Estate-Sektor als Bezeichnung für Immobilien, die für den Einzelhandel bestimmt sind. Wenn es um Fashion oder Textilien geht, gibt es innerhalb der Logistik gar ein eigenes Spezialgebiet: die Retail-Logistik.
Kurzum: Retail umfasst alle Prozesse und Aufgaben, die im Zuge der Logistik von Gütern des Einzelhandels gesteuert und aufeinander ausgerichtet werden müssen. Durch den Einsatz moderner Technologien sowie digitaler Steuerungssysteme ist es so möglich, Wettbewerbsvorteile aufgrund von effizientem Outsourcing zu generieren.
Ein klassischer Retailer, also ein Einzelhändler im originären Sinne, ist besonders dann erfolgreich, wenn er die Bedürfnisse des Kunden befriedigt. Doch diese steigen nicht zuletzt aufgrund der globalen Vernetzung kontinuierlich, was das Management der dahinterliegenden Logistikprozesse entsprechend erschwert.
Retail bzw. Retail-Logistik lässt sich oftmals auch mit Filial- oder Handelslogistik beschreiben, hier finden sich die meisten Überschneidungen. Ziel des Ganzen ist es, die für den Endverbraucher gedachten Produkte zeitgerecht und bedarfsgerecht genau dort verfügbar zu machen, wo sie benötigt werden: am Point of Sale (POS).
Wie in den obigen Absätzen bereits deutlich wurde, sind die Anforderungen an Logistik seitens eines Retailers deutlich höher als üblich. Je besser sich Warenströme delegieren und steuern lassen, desto weniger Lagerkapazität wird benötigt – zugleich sinkt der Betrag, der hierdurch aufgrund von Lagerware als Kapital gebunden ist. Ein Aspekt, der im Kontext von Retail und Logistik einen besonderen Stellenwert einnimmt, sind Value Added Services (VAS).
Worum geht’s? Gemeint sind sog. Mehrwertdienstleistungen, die teilweise weit über den typischen Umfang von Logistikleistungen hinausreichen. Entlang der Logistikkette geht es dann beispielsweise um Montage, Reparatur oder Verpackung, aber häufig auch um Qualitätsprüfungen oder Demontageaufgaben (v.a. bei Retouren).
Der enge Austausch zwischen dem Retail-Unternehmen und dem Logistik-Dienstleister ermöglichen es, sich auf das jeweilige Kerngeschäft zu fokussieren und im besten Fall „verkaufsfertige“ Ware geliefert zu bekommen. Analog zu den oben genannten Value Added Services gibt es zudem prozessorientierte Mehrwertleistungen, die u.a. die Kommissionierung, Etikettierung, Konfektionierung oder das gesamte Retourenmanagement umfassen.
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