Eine intakte, flexibel an das Marktgeschehen anpassbare Lieferkette bildet so etwas wie das Rückgrat eines Unternehmens. Die Fähigkeit, die betriebliche Wertschöpfung kontinuierlich zu steigern, steht in engem Zusammenhang damit. Doch in der Praxis gibt es viele Einflussfaktoren, welche die Supply Chain negativ beeinflussen oder beschränken – mit betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Effekten, die wiederum andere Bereiche tangieren.
Mithilfe eines Vendor Managed Inventory, also einem lieferantengesteuerten Bestand, ist es Unternehmen möglich, die Lieferkette maßgeblich zu optimieren. Der Lieferant nimmt dabei eine besondere Rolle innerhalb des Systems ein, denn dieser erhält Zugriff auf wertvolle Daten des jeweiligen Unternehmens.
Begeben wir uns einmal gedanklich in die Bestandsverwaltung eines Unternehmens, das vor allem Artikel in hoher Stückzahl vertreibt. Ein Vendor Managed Inventory ist nicht integriert, stattdessen dienen langjährige Erfahrungswerte als Grundlage für das Management des Lagerbestands. Daraus folgt, dass entsprechender Nachschub in regelmäßigen Zyklen bestellt wird.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Produkt sich nur mithilfe bestimmter Rohstoffe herstellen lässt, auf die der Lieferant seinerseits nur begrenzt Zugriff hat. Auftragseingänge werden nach Datum abgehandelt, getreu dem Motto: first come, first serve.
Eine gestiegene, womöglich punktuell stark überdurchschnittliche Nachfrage führt zu Lieferengpässen (Out-of-Stock). Diese können wiederum zu Stornierungen führen, wirken sich negativ auf die Beziehung zum Kunden aus und gilt es deshalb zu vermeiden.
Ein Vendor Managed Inventory (VMI) ermöglicht die Integration des Lieferanten in das Lagerverwaltungs- und Auftragsmanagementsystem. Der Vorteil liegt darin, dass der Lieferant unmittelbar sieht, wie Lager- und Auftragsbestand in Beziehung zueinanderstehen. Auf Basis des Supplier-managed Inventory (SMI) kann der Lieferant in eigener Verantwortung den benötigten Lieferbedarf abdecken, denkbar wäre auch ein Agreement hinsichtlich Mindest- und Maximalbeständen.
Eine reibungslose Kommunikation zwischen Produktionsunternehmen bzw. Händler und den Lieferanten ist nicht immer gewährleistet, bei einem Vendor Managed Inventory aber essenziell. Aufgrund des mangelnden Austauschs fehlt auf beiden Seiten zudem das Verständnis dafür, was der andere jeweils benötigt oder zu leisten imstande ist.
Das verursacht nicht nur höhere Prozess- und Beschaffungskosten, sondern erschwert auch die Disposition in Bezug auf den zur Nachfrage passenden Lagerbestand. Wir möchten Ihnen deshalb die wichtigsten Vorteile eines Vendor Managed Inventory kurz darstellen:
Es gibt zudem eine Ausgestaltung, die sich Co-Managed Inventory nennt. Lieferant und Unternehmen teilen die Verantwortung in Bezug auf das Warenbestandsmanagement auf. Das Unternehmen übermittelt den Bedarf und teilt dies dem Lieferanten mit, dieser wiederum erstellt eine Bestellliste, die zur Freigabe noch manuell bestätigt werden muss.
Naturgemäß ergeben sich Risiken für Unternehmen, wenn sie sensible Daten wie Auftrags- und Bestelleingänge mit einem Dritten teilen. Es bedarf daher nicht nur eines soliden, vertrauensvollen Verhältnisses zwischen beiden Parteien. Auch die vertraglichen Regelungen, vor allem mit Blick auf die Eigentumsrechte und Zahlungsverpflichtungen, sollten bei Implementation eines Vendor Managed Inventory im Fokus stehen.
Eine stärkere Kooperation zwischen Händler und Lieferant, um nichts anderes handelt es sich bei einem Vendor Managed Inventory, geht mit vielfältigen Vorzügen einher. Ein steter Austausch hilft bei Nachfragespitzen, reduziert unnötige Lagerkosten und ermöglicht Preisnachlässe aufgrund eines kontinuierlichen Warenbezugs.
Durch eine Vereinfachung der Prozesse lassen sich Fehlerquellen eliminieren, Kundenwünsche besser und vor allem zeitnah berücksichtigen und Produktionsabläufe optimal planen. Das Vendor Managed Inventory verbessert die Reaktionsfähigkeit als Händler, sichert die Disposition und verschafft Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil.
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