Die innerbetriebliche Logistik in einem Unternehmen, gemeint sind sämtliche die Intralogistik betreffenden Prozesse, ist elementar für die jeweilige Wettbewerbsfähigkeit. Angesichts globaler Lieferströme und Warenströme ist das Thema wichtiger denn je, denn zeitgleich steigen die Ansprüche des Kunden. Eine Optimierung der Materialflüsse mithilfe von Kanban verspricht eine höhere Flexibilität und Agilität, um mit variierenden Nachfragesituationen umzugehen.
Die Methode, dessen Name sich aus dem Japanischen ableitet und mit „Karte“ oder „Beleg“ übersetzt werden kann, dient der Produktionsprozesssteuerung.
Nehmen wir einmal ein klassisches, relativ starres und zentral administriertes Planungssystem. Die Produktionssteuerung ist hier so ausgelegt, dass jeglicher Materialbedarf spezifisch im Vorfeld geplant wird. Wenn jetzt jedoch ein veränderter Durchsatz zu einem anderen Materialfluss führt, der zudem dezentral benötigt wird, beschränkt dies das Unternehmen immens.
Anders ist dies bei Kanban, einer auf dem Pull-Prinzip basierenden Methode. Im Rahmen der „ziehenden Fertigung“ kann der jeweilige Verbraucher das gewünschte Produkt direkt beim Lieferanten entnehmen, dieser erhält nach Verbrauch einer zuvor festgelegten Kanban-Menge den Auftrag, diese erneut herzustellen.
Mit anderen Worten: Bei einer herkömmlichen, veralteten und zentralisierten Produktionssteuerung ist ein hohes Maß an Bevorratung notwendig. Das bindet nicht nur Kapital, sondern geht mit hohen Lagerkosten einher und reduziert die Handlungsoptionen eines Unternehmens bei „unvorhergesehenen“ Ereignissen.
Die Kanban-Methode ist dazu geeignet, die Beschaffung relevanter Einzelteile zu optimieren und praktisch „auf Abruf“ möglich zu machen. In der Praxis kann zwischen verschiedenen Kanban-Systemen differenziert werden, die wir im nächsten Absatz näher beschreiben.
Der Mensch als visuelles Wesen kann sich viel einfacher in Prozesse hineindenken, wenn diese aufeinander abgestimmt und logisch-stringent aufgebaut sind. Kanban wird aus diesem Grund nicht nur als Methode des Projektmanagements genutzt, in welchem Arbeitsschritte visualisiert werden, sondern vor allem in der Logistiksteuerung. Um die Funktionsweise von Kanban besser verstehen zu können, wollen wir den Fokus auf die Produktionssteuerung in einem Industrieunternehmen richten.
Ein Kanban-System ist so ausgelegt, dass die Vorratshaltung umgangen wird und lediglich die Materialien genau dort vorliegen, wo sie tatsächlich benötigt werden. Um dies zu realisieren, bedient man sich sog. Kanban-Karten. Sie bilden das Herzstück dieser Methode und haben zum Ziel, alle Aufgaben zu visualisieren – angeforderte sowie final bearbeitete Tasks. Sie sind mittlerweile in digitaler Form Standard, etwa als Barcode oder RFID-Chip. Hier finden sich Informationen in Bezug auf die Projektverantwortlichen, Abgabefristen, die Aufgabe selbst sowie den jeweiligen Status. Der Grundgedanke dahinter ist, jeder Person in Echtzeit eine Information dazu zu geben, wie der jeweilige Bearbeitungsstand einer Aufgabe ist.
Im Kontext von Logistik und Produktionssteuerung heißt dies, dass Kanban zielgerichtet sowohl im Handling des Transports sowie der Beschaffung eingesetzt werden kann. Die folgende Darstellung zeigt, was damit konkret gemeint ist.
Kanban-Signale, also Produktionsaufträge im weiteren Sinne, fungieren als Bindeglied zwischen Lieferanten und Produktionsstätte. Hiermit wird sichergestellt, dass Produkte, Einzelteile und Co. genau nach Plan genau dorthin gelangen, wo sie benötigt werden.
Hier ist Kanban so ausgelegt, dass jeweils vorgeschaltete Produktionsabschnitte miteinander kommunizieren, indem Materialbedarfe übermittelt und dem Bedarf entsprechend zur Verfügung gestellt werden.
Kanban zielt darauf ab, Lagerflächen flexibel zu steuern und Ressourcen genau dort bereitzustellen, wo sie letztlich auch benötigt werden. Damit gehen Prozessoptimierungen auf Basis von Kanban einher, die wir im Folgenden kompakt zusammentragen möchten:
Kurzum: Kanban kann beliebig als Bestell- oder Identifikationskarte eingesetzt werden, um Abläufe in der Produktionssteuerung deutlich zu verbessern.
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